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5 Minuten Inspiration – Die Schönheit von Krisen

In dieser 5 Minuten Inspiration „Die Schönheit von Krisen“ geht es um einen anderen Blick auf die Erfahrung der Krise. Ich möchte hier ein bisschen Lobbyarbeit für das emotionale Potenzial von Krisen machen. 😉

Im buddhistischen Kontext geht es hier auch um die Unbeständigkeit und das Greifen nach Beständigkeit, die es nicht gibt. Am Donnerstagabend werden wir das Thema im offenen Webinar bzw. dort in der Meditation noch einmal aufgreifen.

Die Schönheit von Krisen

Gerade höre ich ziemlich oft Aussagen wie „Die Sonne scheint, das Wetter ist wunderbar, aber ich bin einfach nicht so richtig gut drauf.“

Deshalb möchte ich an dieser Stelle etwas Lobbyarbeit für das emotionale Potenzial von Krisen betreiben. 

Krisen besitzen eine ganz besondere Schönheit. Nämlich die Schönheit von Tiefe und Authentizität. In der Krise hast du die Gelegenheit die Welt wirklich zu sehen und in ihrer Tiefgründigkeit zu begreifen. 

Wenn deine Welt – so wie du sie bisher kanntest – zusammenbricht, weil vielleicht dein Beruf, dein Zuhause und deine sozialen Beziehungen sich schlagartig verändern. Oder auch wenn deine bisherigen Alltagsstrukturen und deine Gewohnheiten von heute auf morgen nicht mehr erlebbar für dich sind. Dann hast du vielleicht das Gefühl, keinen Halt mehr in der Welt haben. Vielleicht fühlt es sich so an, als würde dir der Boden unter den Füßen weggezogen werden.

Dann kannst du stark wahrnehmen, dass du ein Bedürfnis nach Stabilität, Halt, Sicherheit und Beständigkeit spürst. Und wenn du da genau hin spürst, stellst du vielleicht fest, dass dieser Wunsch nach Beständigkeit so viel stärker ist, als die Möglichkeit, dass da in der Welt tatsächlich etwas beständig ist. Denn da draußen ist nichts, was beständig ist. Da ist alles unbeständig. Alles verändert und wandelt sich unentwegt. Alles ist immer in Bewegung. 

Das gilt natürlich auch für deine Krise. Auch sie wird sich wandeln und wieder verschwinden. Aber jetzt, wo sie schonmal da ist. Darf sie dein Bewusstsein wecken und dir zeigen: die eigentliche Krise des Lebens ist der Wunsch nach einer Stabilität und Beständigkeit, die es so gar nicht geben kann. Weil eben alles unbeständig und in Bewegung ist. 

Die Möglichkeit, dies erkennen zu dürfen: dass wir ständig nach etwas greifen, was die Welt uns gar nicht geben kann. Das ständige Greifen, nach Beständigkeit, die es nicht gibt. Das ist die eigentliche Krise. 

Und diese Krisen, die wir als Krisen erleben, die zeigen uns die Unbeständigkeit der Welt. Diese Umbrüche im Leben, die erinnern uns an die Unbeständigkeit der Welt, daran, dass alles im Fluss ist. Und wenn wir in einen Widerstand gehen, dann heißt das nur, dass wir nicht im Fluss sind. Dass wir nicht mit dem Leben gehen.

In einer solchen Umbruchs- oder Krisensituation haben wir die Gelegenheit, tief in die Unbeständigkeit hinein zu spüren, sie wahrzunehmen und anzunehmen. Auf keinen Fall sollten wir uns mit unserer Krise identifizieren oder gegen sie kämpfen. Wir dürfen einfach akzeptieren, dass sie da ist und das wir nicht leiden wollen, sondern glücklich sein wollen. So wie alle Menschen und auch Tiere. Wir alle wollen glücklich sein. 

Und in jeder Krise steckt auch das Bewusstsein für unseren Wunsch nach Glück und für das Leben, für die Bewegungen des Lebens, für den Fluss des Lebens. 

Denn warum wünschen wir uns denn Beständigkeit und Stabilität? Vermutlich weil wir sicher wissen wollen, woran wir sind. Weil wir nach Sicherheit suchen. Aber sicher ist nur die Unbeständigkeit, sicher ist nur der Wandel. Dies zu akzeptieren, bringt uns wieder in Einklang mit dem Fluss des Lebens, zurück in den Flow und in die Leichtigkeit. 

Wenn du deiner Krise Raum für deren Schönheit geben kannst, dann kannst du dem Leiden ins Gesicht lachen und mit deinem Schmerz einen Rhythmus finden, in dem ihr Tanzen könnt. Dann kannst du dein leidiges Päckchen annehmen und damit erhobenen Hauptes nackt durch die Stadt laufen. Und ich meine damit nicht, dass du tatsächlich nackt durch die Stadt laufen solltest. Ich meine, dass du dein Päckchen frei von Scham tragen kannst und die Kraft, die du dafür aufbringst, als deine Kraft wahrnehmen darfst. Und wenn du das kannst, dann kannst du auch alles andere. Dann bist du dir nämlich deiner Stärke bewusst. Und dann brauchst du nur noch üben, in diesem Gefühl von Stärke zu bleiben …