Wir schreiben das Jahr 2022. Das Leben vollzieht sich in Wellen, Hoffnung lässt sich in Inzidenzen messen und die Stimmung unserer Mitmenschen müssen wir aus Statistiken ablesen, denn ihre Gesichtsausdrücke haben wir schon lange nicht mehr gesehen.
Derweil versuchen wir uns den Gegebenheiten anzupassen, etwas zu verändern, uns zu verändern, nach Lösungen zu suchen, den Kopf aus dem Sand zu ziehen und alte Muster abzuschütteln. Viele von uns sind gezwungen sich neu zu erfinden, das Leben neu erfinden. Dieser Prozess verläuft in Phasen, wobei diese Phasen ineinander übergehen und sich teilweise mit einander vermischen. Mit ein wenig Achtsamkeit können wir sie aber sehen, die Phasen – und dadurch erkennen, dass wir auf dem Weg sind und wo wir gerade stehen.
Die Phase der Neuorientierung beginnt mit der Einsicht, dass alte Strukturen und Lebensmodelle nicht mehr funktionieren. In dieser Phase geht es darum, das Alte loszulassen, das „Nicht-Wissen-Wie-Es-Weiter-Geht“ auszuhalten und sich neuen Ideen zu öffnen. Am Ende dieser Phase hast du eine neue Vision oder zumindestens eine Ahnung, in welche Richtung es weitergehen kann und ein Interesse an neuen Themen.
Die Phase des Lernens ist gekennzeichnet von großem Wissensdurst. Du wirst alles über dein neues Thema aufsaugen wie ein Schwamm und vermutlich liest du fünf Bücher auf einmal. Du entdeckst eine neue Welt und bist inspiriert. Manchmal vergisst du vielleicht zu schlafen und zu essen. Du bist verliebt in dein neues Thema.
Die Phase des Planens ist kniffelig. Die alten Muster melden sich jetzt gern in Form einer inneren Stimme aus der Vergangenheit, die uns erzählen möchte, was alles nicht geht und was wir alles bleiben lassen sollten. Diese Phase braucht Mut und kreativen Freiraum für Ideen, die das Unmögliche möglich machen. Es darf auch mal geträumt werden, so lange beide Beine dabei fest auf dem Boden stehen. Kreative Ideen und kritische Analyse sollten sich in dieser Phase abwechseln und in Balance sein.
Die Phase der Umsetzung braucht noch mehr Mut und eine Menge Kraft. Das Rad, das wir neu erfunden haben muss erstmal in Gang gesetzt werden, ehe es sich schwungvoll dreht. Für diese Phase lohnt es sich, ausreichend Zeit einzuplanen. Mit Ausdauer und Erholungspausen lässt sich der Kraftakt der Umsetzung gut meistern.
Das Ankommen im Neuem vollzieht sich dann fast unmerklich, sukzessive und leise. Plötzlich blicken wir zurück und stellen fest, dass wir als neuer Mensch an einem neuen Punkt in unserem Leben stehen – in einer neuen Lebensphase.
Das war übrigens schon immer so, in den Entwicklungsphasen, den Umbrüchen, Krisen und kritischen Zeiten des Lebens. Aber so eine kollektive Krise mit einem globalen Umbruch ist schon etwas besonderes und jeder von hat die Chance, an dieser Zeit zu wachsen und sie aktiv mitzugestalten.