Jnana Mudra

Eine Übung für Zentrierung und innere Ruhe

Jnana Mudra ist eine Handgeste, die du bestimmt schon auf vielen Yoga- oder Meditationsbildern gesehen hast. Hier werden Menschen gezeigt, die Daumen und Zeigefinger aneinanderlegen und in der Meditation entspannt in den Sonnenuntergang blicken. In diesem Artikel möchten wir uns genauer mit der Bedeutung, den Wirkungen und Übungen dieser Handgeste auseinandersetzen. Außerdem werde ich am Ende noch ein paar Informationen zur Symbolik mit dir teilen.

Der Begriff „Jnana“ stammt aus dem Sanskrit und bedeutet „Erkenntnis“ oder „Weisheit“, während „Mudra“ mit „Siegel“ oder „besiegeln“ übersetzt wird. Zusammen könnten wir sagen, dass diese Geste die Erkenntnis besiegelt.

Die Wirkungen von Jnana Mudra

Was macht diese kleine Handgeste? Welche Wirkungen hat sie?

  • Förderung von innerer Ruhe und Konzentration: Jnana Mudra wird oft als „Mudra der Weisheit“ bezeichnet, da sie helfen kann, den Geist zu klären und zu beruhigen. Die Verbindung der Finger in dieser Geste symbolisiert die Vereinigung von Gegensätzen und die Suche nach Wissen und Erkenntnis.
  • Harmonisierung der Energien: Jnana Mudra ist bekannt dafür, die Energie im Körper auszugleichen und die beiden Gehirnhälften zu harmonisieren. Dies kann zu einem Gefühl von Gleichgewicht und innerer Ruhe führen.
  • Eröffnung von inneren Freiräumen: Die Geste kann Intuition und Weisheit erwecken und sogar Weitsichtigkeit oder Hellsichtigkeit fördern. Jnana Mudra unterstützt die Selbstreflexion und kann bei Schlafstörungen, Unausgeglichenheit und Bluthochdruck hilfreich sein.

Ausführung

Die Ausführung von Jnana Mudra ist einfach und kann im Sitzen praktiziert werden:

  1. Finde eine bequeme Sitzhaltung mit gekreuzten Beinen oder auf einem Stuhl.
  2. Lege deine Hände auf deine Beine oder Knie ab, mit den Handflächen nach oben.
  3. Alle Finger, einschließlich des Daumens, sind gestreckt.
  4. Schließe den Zeigefinger und den Daumen sanft, so dass der Nagel des Zeigefingers die Innenseite des Daumens berührt. Der Daumen und der Zeigefinger bilden einen geschlossenen Ring.
  5. Die Handrücken liegen auf den Knien, die Handflächen zeigen nach oben.

In dieser Haltung kannst du mit dem Atem arbeiten oder Meditationen durchführen.

Zwei Arten der Praxis

Jnana Mudra kann auf zwei Arten praktiziert werden, je nachdem, welches Ziel du erreichen möchtest:

  1. Jnana Mudra in entspannter Haltung zum Abschalten und Loslassen: Wenn du beispielsweise am Abend in die Ruhe finden oder eine längere Meditation praktizieren möchtest, ist es ratsam, eine entspannte Sitzposition einzunehmen. Ziehe deine Arme etwas näher an den Rumpf heran, um die Schultern zu entspannen und Bequemlichkeit zu finden. In dieser entspannten Haltung liegt der Fokus auf der Entspannung.
  2. Jnana Mudra zur Förderung der Konzentration und inneren Stärke: Wenn du Jnana Mudra einsetzt, um dich in der Ruhe zu zentrieren und zu fokussieren, beispielsweise während eines stressigen Arbeitstages, darf der Körper mehr Spannung haben. Setze dich mit aufgerichteter Wirbelsäule hin und strecke die Arme bewusst lang. Deine Hände mit dem Mudra ragen dann vielleicht sogar über die Knie hinaus. Die Innenseite der Arme und Hände zeigt nach oben. Versuche die Schulterblätter einander zuzuziehen und die Schultern zu entspannen. Spüre die Spannung des Körpers, erkunde sie und lasse sie über die gestreckten Finger ausfließen. Gib deine gesamte Anspannung über die Arme, Hände und Finger an den Raum ab. Nach der Übung nimm die Entspannung in deinem Körper bewusst wahr.

Die Symbolik von Jnana Mudra

Zu guter Letzt betrachten wir die Symbolik von Jnana Mudra:

Der Kreis, den Zeigefinger und Daumen bilden, steht einerseits für den unendlichen Kreislauf von Geburt, Tod und Wiedergeburt und andererseits dafür, dass sich das Ich bzw. Ego (repräsentiert durch den Zeigefinger) mit dem höheren Selbst (repräsentiert durch den Daumen) verbindet.

Die drei abgestreckten Finger stehen für die drei Gunas – die drei grundlegenden Eigenschaften, aus denen laut Ayurveda alles im Kosmos besteht, einschließlich unseres Körpers, unserer Gedanken und Emotionen. Der kleine Finger steht für Tamas (Dunkelheit, Achtlosigkeit und Lethargie), der Ringfinger für Rajas (Aktivität, Hitze und Leidenschaft) und der Mittelfinger symbolisiert Sattva (Reinheit, Klarheit, Güte und Weisheit).

Außerdem kann jedem Finger ein Energiezentrum im Körper und ein Element zugeordnet werden:

  • Daumen: Solarplexus, Manipura Chakra, Element Feuer
  • Zeigefinger: Herz, Anahata Chakra, Element Luft
  • Mittelfinger: Hals und Kehle, Vishuddha Chakra, Element Raum
  • Ringfinger: Beckenboden, Wurzelchakra, Muladhara, Element Erde
  • Kleiner Finger: Unterbauch, Svadisthana Chakra, Element Wasser

Durch das Zusammenlegen von Daumen und Zeigefinger wird aus den Elementen Feuer und Luft eine Verbindung zum Stirnchakra hergestellt, dem Sitz der Intuition und Ort der konzentrativen Sammlung.

Auch ohne eine tiefe Beschäftigung mit der Symbolik und der Philosophie des Yoga kann uns Jnana Mudra daran erinnern, dass es noch viel mehr gibt als das, was uns im Außen gerade beschäftigt.

Ich wünsche dir eine ruhige Zeit und viele positive Erfahrungen beim Üben von Jnana Mudra. Nutze diese Handgeste, um mehr innere Ruhe und Gelassenheit in dein Leben zu bringen.

Namaste!